Spirutus Sanctus
…in Gedanken ganz zurück nach Hause in Deutschland zur Vorbereitung der Winterfahrt.
Scheffe fragt an, wo die zwei Spirituskannen sind, die sollten gefüllt werden zum Mitnehmen. Spiritus „Sanktus“ hatte Harry mal draufgeschrieben. Nun muss man wissen, dass in der Firma solche Flüssigkeiten sehr verantwortungsvoll gehandhabt werden. Die Abteilung bekommt gegen Unterschrift und Verantwortung des Scheffscheffs zwei Blechkanister, je 10 Liter mit Schraubverschlüssen, Umfüllrüssel, ebenso geschraubt verschlossen, die Verschlussdeckel mit kleinen Ketten mit der Kanne ingenieursicher verbunden, einer eingeprägten Nummer, dem Inhalt und der Menge. Es stand aber nicht „Spiritus“ drauf, sondern C2H5OH. Wer die Kannen vergeigt, wird mit Essensentzug bis in die Verwandtschaft bestraft. Verdammte Hacke, wo sind die Kannen? Das letzte Mal waren sie unter der Werkbank bei David im Hangar gesichtet, als wir die Einspritze von dem Sportler zerrepariert hatten … Wer ruft David an? „Jahaaa, da stehen zwei Kannen — sind aber leer — .“ Soviel hatten wir ja nicht gebraucht. – „Und der Rest??“ „Jahaaa, mmh aahhh … ich bin damit zum Apotheker gegangen“, tönt es leicht erwischt aus der Muschel. „Ich hab ihn gefragt, was das ist. Er hat gemeint, ich soll’s ein paarmal destillieren und filtern.“ „Und?“ — „Werrygudstuff.“
Argentinian Horse Meat
Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass wir im Hotel Hausrecht hatten. So hatten wir uns in nahezu sämtlichen Räumen, die nicht genutzt waren, bürolich eingerichtet. Das war nötig, weil wir uns im Laufe der Jahre vermehrt hatten. Die schönen Zeiten zu Sechst waren vorbei und wir nahmen uns Spezialischden mit. Unser angestammtes Appartement platzte aus allen Nähten und so fragten wir Harold nach Ausweichmöglichkeiten. Und er fand sie: Im Keller unter der Küche, mit Ausblick zum Berg, zwar durch ein paar Bäume durch, aber dennnoch. Da das Hotel mittlerweile auch ein paar Anbauszenarien über sich ergehen lassen musste, war das Innenleben nur durch intensives Erforschen zu durchschauen und eine Orientierung möglich. So stand ein Kollege plötzlich vor einem noch unbekannten Treppenaufgang, der in der Küche oben endete. Und auf dieser Treppe stand ’ne Kiste …
Kleiner Zeitsprung zum Abendessen. Es gibt Steak mit großem Programm. Alles schmachtet vor Hunger und beim Servieren wirft Harry den Kommentar auf den Tisch: „Das ist Pferdesteak – ich hab ’ne Kiste gesehen mit der Aufschrift Argentinian Horse Meat.“
Harry II steht auf, wirft seine Serviette auf den Stuhl, kommentiert: „Ich esse kein Pferdefleisch, die Viecher haben keine Nieren“, und verlässt den Saal.
Die Gespräche des Abends hatten ihr Thema und die Portion wurde gerecht verteilt.
Einen Tag weiter schalten.
Abendessen. Harry II scheint etwas schmaler im Gesicht und seine Mimik funkt Misstrauen. Das Essen wird serviert: Rentiersteak – ob Steak oder Braten , Fleisch, flach, mit dicker Soße getarnt und Preiselbeergarnierung und automatentpelzten Kartoffeln.
Kollege rutsch die Bemerkung, „sieht fast aus wie Pferd“, über die Lippen. Harry II steht auf, wirft seine Serviette auf den Stuhl und verlässt den Tisch. Ein Harry hat sich spontan das Fleisch gegriffen, der Rest wird verteilt.
Noch ’nen Tag weiterschalten.
Abendessen. Harry II scheint sichtlich angefressen. Seine Miene erhellt sich, es gibt Fisch. „Gottseidank!! Nichts mit Pferd“ –
aus der Ecke kommt: „Seepferd?“ und greift sich den Teller … na den Rest kennt ihr ja.
©Jürgen Zechmann