Der Elch

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Elch Älg Moose
Elch Älg Moose

Schon bei den Römern war der Elch aktenkundig. Damals streifte er noch durch Germanien und wurde als kniegelenkloses Tier, das sich zum Schlafen an die Bäume lehnte, beschrieben. Und die Jagdmethode war einfach: Die Germanen sägten einfach die Bäume an und plumps, der Elch fiel um. Die alljährliche Elchjagd in Schweden funktioniert nicht mit angesägten Bäumen, obwohl die großen Kahlschläge dies vielleicht vermuten ließen.

Am 1. September fällt in Norrbotten der Startschuss zu Schwedens größtem Event, der Elchjagd. Die anderen Bundesländer folgen einige wochen später und schwedenweit machen sich insgesamt 250.000 Jäger auf den Weg in die Wälder, um von den rund 300.000 Elchen 65.000 Tiere zu erlegen (2022).
Da die natürlichen Feinde der Elche, die Wölfe und Bären, auf einem festgelegten Bestand gehalten werden, wuchs die Elchpopulation regelmäßig jedes Jahr um ca. 30 Prozent. Jedoch sind seit über zehn Jahren die Zahlen rückläufig, der Bestand sinkt. Die Abschussquoten werden jedes Jahr gemessen am Bestand festgelegt.

Ein Elch ist nicht einfach zu erlegen, weder vom Raubtier noch vom Menschen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h muss ein Wolf oder Bär schon gewaltige Sprünge machen und dazu noch den gefährlichen Hufen ausweichen. So fallen meist die ganz jungen, alten oder kranken Tiere den Beutegreifern in die Fänge. Die gesunden Elche schießt der Mensch, mit Hilfe von mit GPS-Sendern ausgestatteten Hunden.

Der Elch gehört zu den Lieblingstieren der Deutschen. Vielleicht weil die letzten deutschen Elche in Mecklenburg den zweiten Weltkrieg nicht überlebt haben oder die Heimkehr einzelner Tiere nach Deutschland als Triumph über die flächendeckende Agrar- und Kulturlandschaft gesehen wird? Oder vielleicht einfach nur, weil er ein so drolliges Riesentier ist.

Gegenüber seinen amerikanischen Verwandten ist der skandinavische Elch klein mit 2,3 Metern Schulterhöhe. Aber immer noch groß genug, um dem Menschen gefährlich zu werden. Besonders Elchkühe mit Kälbern kennen kein Erbarmen und Mutters Hufe können nicht nur Wölfen und Bären Knochenbrüche bescheren. Eine Elchkuh mit Kalb gehört zu Schwedens gefährlichsten Tieren.

Der Elch sieht schlecht, aber hören kann er gut! Die großen Ohren sind wohl Beweis genug. Ein guter Schwimmer und Taucher ist er zudem. Er kann sogar seine Nasenlöcher bei Tauchgängen nach Wasserpflanzen verschließen, neben frischen Knospen ist dies seine Lieblingsspeise.

Elche sind Einzelgänger, die sich nur in der Brunftzeit im Herbst für das andere Geschlecht interessieren. Im Herbst tun sie sich zu lockeren Gemeinschaften zusammen und brechen auf zur großen Elchwanderung. Im Frühjahr in die Berge und im Herbst geht es Richtung Küste, dem Futterangebot angepasst.

Eine Elchkuh verjagt den Jährling im Mai, bevor das neue Kalb zur Welt kommt. Diese verstörten und desorientierten Jungtiere sieht man oft an den Straßenrändern, wo sie mit anderen Verstoßenen Zweckgemeinschaften gründen.

Ein Elch kann bis zu 27 Jahre alt werden. In freier Wildbahn schafft er aber nicht mehr als 15 Jahre. Wenn er die jährliche Elchjagd überlebt hat und nicht zu den rund 3.500 im Straßenverkehr getöteten Elchen zählt, ist er auf der relativ sicheren Seite. Es sei denn, er verirrt sich in ein Schuhgeschäft oder versucht, mit einer Rolltreppe zu fahren. Solche Aktionen enden meistens leider tödlich.

Text: Kirsten Stelling/Winterkurier 2024