Streng geheim! Kapitel 53 – Telefonieren – nach Hause –

Irgendwann hatte ich euch ja mal erklärt, dass unsere Messdaten erwachsen geworden sind, also „bits und pieces“ (dave clark five lässt grüßen). Dann kamen die neumodischen Telefone ohne Schnur.
Es war wieder mal Sauna im zweiten Gang, da wurde uns von einem schlauen Harry erklärt, dass bei den neumodischen Telefonen die Sprache auch als bits übertragen wird und wie das Ganze dann heim – und aus der Muschel* kommt. Und unsere Messtechnik lieferte dasselbe. Könnte man doch zusammenbauen und … (*Telefon 1995 schaust du bei bei Wiki : Fe TAp 615)
Ziemlich komplizierte Angelegenheit. Unsere Messtechnik konnte nicht telefonieren und das Telefon gab’s nur beim Cheffe in der ausgebeulten Anzugtasche. Wer redet mittm Cheff und wer paukt mit der Messtechnik Telefonvokabeln. Es ist nicht so einfach, wenn man’s doppelt nimmt.
Aus der Messtechnik kam dann irgendwann ein Kabel – an dem schnurlosen Telefon war ein Stecker und die Jungs von der Messtechnik mussten wieder mal finnische und deutsche Eigenbau-Technik zusammenbraten, damit die gemessenen News darüber transportiert werden können.
Fahrzeugtauglich, wintertauglich, ingeniörssicher! Aber wer hört am andern Ende der Leitung zu? Wieder aus einem oder zwei Saunagängen entstanden: Das bereichseigene Rechenzentrum zuhause konnte telefonieren, zum Sichreparierenlassen. Also musste doch nur dieser interne Weg so verändert werden, dass das eingehende Telefonat nicht repariert, sondern dort als Bild erscheint, wo Messtechnik“schriebe“ neuerdings erscheinen – aufm Bildschirm, aufm Schreibtisch, „zuhause“. Soweit der Weg – in Theorie!
Zunächst musste das Telefon davon überzeugt werden, nicht laufend Piepse dazwischenzuspucken, die nix mit uns zu tun haben. Dann brauchten wir ne zusätzliche Stromversorgung, weil das Telefon nach kurzer Zeit dieser intensiven Telefonate jede Menge Strom aus seiner Batterie gelutscht hat, dass es, wenn es wichtig wurde, einfach – plobb – abschaltete. Dann war es nicht üblich, wie heute an allen Ecken Kontakt zum Rest der Welt zu haben. Auf dem zugefrorenen See gab es ein paar Stellen, wo das möglich war. So lernte unser DatenHarry bald Leute kennen, die in Deutschland wohnten und sich mit dem Finnischen Telefon auskannten und uns weiterhalfen. So wurde ein Extrastecker für uns gebaut, der Datenverbindung und Stromanschluss gleichzeitig ins Telefon einstecken liessen. Die haben uns auch „n Breggel Software“ gemacht, dass die Spinnerei auch funktioniert. Wer dachte denn schon so link, so verrücktes Zeug das aus der Sauna kam, umzusetzen. Jaaah heute – hej – es war irgendwo um 1995 !
Ich saß zuhause im Büro , es klingelt das Telefon aufm Schreibtisch – das mit der Kupferleitung.
„Tipp mal in Deinen Computer folgendes ein“, tönte es aus nördlicher weiter Ferne : ….. es folgte eine Litanei aus Zahlen, Zeichen und Worten …. und plötzlich – pling – tauchte ein Messschrieb auf dem Bildschirm auf. Nicht statisch, dynamisch, als ob er grade gemacht wird. Aus dem Telefonhörer kam dazu ein Geräusch, als ob einer während einer Autofahrt telefoniert. Und dann kommt die Stimme ausm Telefon “ Und wie sieht’s aus?“ „Geiijjjyyyll“ :: spontane Abteilungsversammlung vor einem Bildschirm mit leuchtenden Ingenieursaugen. War wie die erste Mondlandung – „Ab jetzt schicken wir Affen in den Winter und zeigen denen, wie man Auto fährt und richtig bremst und wir bleiben hier“.
Aber plötzlich, mitten in einer der folgenden Messungen macht es wieder mal – plopp – und alles war still.
Ist also noch verbesserungswürdig. Außerdem hatte uns Cheffe ein paar Tage später mit spitzbübischem Blick auf die Telefonkosten hingewiesen, wofür er vom internen Controlling schon einen auf die Mütze bekommen hatte. War aber n schönes Gefühl, hier mal für ein paar Tage gaaanz vorne beim Heitech zu sein, das uns gar nix anging.